Volker Lechtenbrink persönlich

„Leben, so wie ich es mag“ //Ernst Deutsch Theater //Premiere am 30.10.2014

Welche größere Ehre könnte einem Schauspieler zu Teil werden, als dass ihm ein Stück gewidmet wird, mehr noch: ein Stück nur für ihn, über ihn geschrieben, Hauptrolle inklusive! Volker Lechtenbrink hat im Laufe seiner über 55-jährigen Karriere viel erlebt – Ups und Downs, wie man heute neudeutsch so schön sagt. So liegt es auch nahe, dass sein ganz persönlicher Theaterabend den Namen „Leben, wie ich es mag“ trägt. Dass dies aus der Feder von Lechtenbrinks Tochter Saskia Ehlers stammt, gibt letztendlich wohl den Ausschlag dafür, dass es nicht nur ein Werk mit autobiographischen Zügen wurde, sondern ein impressiver, persönlicher und fast schon intimer Theaterabend, der rührt – selbst wenn man Volker Lechtenbrink, beziehungsweise seine Stimme, bisher nur aus der Caro Kaffee Werbung kannte.

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Nun lernen wir Volker Lechtenbrink zunächst einmal kennen. Der 70-Jährige spielt in „Leben, wie ich es mag“ sich selbst und skizziert sein Leben im Laufe des Abends in einzelnen Szenen, die permanente Grenzgänge zwischen Fiktion und Wirklichkeit darstellen. Die Rahmengeschichte ist wie folgt: Volker Lechtenbrink ist nur noch ein Schatten des früheren Stars! Er lebt auf der Straße und kommt trotz aller Bemühungen nicht mehr auf den rechten Pfad zurück! Ihm zur Seite (oder auch nicht) stehen verschiedene Charaktere: so zum Beispiel ein ehemals bedeutender Kulturkritiker oder Herr A(lkohol), der augenscheinlich zwar immer für ihn da ist, aber seine restlichen zwischenmenschlichen Beziehungen torpediert. Eine Szene schildert ein folgenschweres Aufeinandertreffen Volker Lechtenbrinks mit einem Fan, das in einer Gerichtsklage mündet. Auf einer Bank im Bahnhof trifft der obdachlose Volker auf einen ehemaligen Schauspielkollegen, der zwar pikitiert tut, aber genauso leidenschaftlich heuchlerisch wieder verschwindet. Am Ende entpuppt sich dies aber nur als Traum, als Vision, wie es für Volker Lechtenbrink hätte laufen können!

Die Rahmengeschichte wird unterbrochen von Interludien, in denen sich Lechtenbrink durch seine reale Vita singt, rezitiert und agiert.

Ich muss sagen, ich hatte bisher nur wenig Kenntnis von Volker Lechtenbrink, aber seit vergangenen Donnerstag habe ich das Gefühl, ihn ein Stück weit zu kennen. Selten habe ich auf der Bühne etwas so ehrliches und authentisches erlebt. Es war mit Sicherheit für Saskia Ehlers keine leichte Aufgabe, das Stück ohne Überdramatisierung  oder übertriebene Glorifizierung zu inszenieren. Zumeist ist ihr dies auch gelungen. Nur die minutenlange Videoeinblendung von Bildern seiner Theaterkarriere mit tragender Musik störte nach meinem Empfinden kurz die dramaturische Harmonie.

Ansonsten durfte ich einen Volker Lechtenbrink in Hochform erleben – schauspielerisch sowie stimmlich beindruckend. Nie perfekt und glatt, aber leidenschaftlich und schonungslos ehrlich mit sich und seinem Publikum. Ich war beeindruckt – vor allem von seiner Passion fürs Theater, die er trotz aller verbalen Schläge, welche er von Kritikern kassiert hat, nie verlor.

Als Begleiter auf seinem Parforceritt durch sein fiktives und reales Leben stand ihm Roland Renner (gleich in fünf Rollen) zur Seite. Hier stimmte die Chemie. Renner spielte effektiv und unaufdringlich und ließ Volker Lechtenbrink seinen Raum als Star des Abends.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die großartige dreiköpfige Band mit Ralf Tonnius (Gitarre und Gesang), Friederike Alexandra Brück (Drums und Gesang) unter der musikalischen Leitung von Harry Ermer (Keyboards, Mundharmonika und Gesang).

Am Ende der Vorstellung wurde der 70-Jährige von der Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler überrascht, die ihm die Senator Biermann-Ratjen-Medaille verlieh. Mit dieser Auszeichnung werden Personen geehrt, die sich mit ihren künstlerischen und kulturellen Leistungen um Hamburg verdient gemacht haben.

Und mir bleibt zum Abschluss dieses Beitrags auch nur noch eines zu sagen:

Das Publikum mochte dieses Stück,

lieber Volker Lechtenbrink,

und ganz doll dich!

 

 

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